• Archive: Sicherheit & Konflikt

Wer singt, erzählt – wer tanzt, überlebt

Jul 26

Wer singt, erzählt – wer tanzt, überlebt: So heißt das Buch, das ich über meine Reise durch Kolumbien geschrieben habe. Seit ein paar Tagen steht es in den Läden, und meine Freude ist so groß, wie sie nur sein kann.

Für das Buch habe ich Trommler und Baletttänzer in Cartagena besucht, Arhuaco in Santa Marta und Wayúu in der Guajira. Ich war in Bogotá, Medellín, Quibdó und Cali, und bin von dort aus immer weiter gen Süden gefahren, bis in der Nähe von Puerto Asís die Straße aufhörte und ich nur noch per Boot auf dem Putumayo-Fluss weitergekommen wäre.

Dann war meine Reisezeit zu Ende. Die Bootsfahrt habe ich mir für ein anderes Mal aufgehoben.

FMO und Finnfund steigen aus Agua Zarca aus

Jul 18

Als erster hatte der Guardian darüber berichtet, seit ein paar Tagen ist es offiziell: Die niederländische Entwicklungsbank FMO und ihr finnisches Pendant Finnfund haben erklärt, sich komplett aus dem Projekt Agua Zarca zurückzuziehen. Agua Zarca ist jenes Wasserkraftwerk in Honduras, gegen das die Aktivistin Berta Cáceres protestierte. Um sie zum Schweigen zu bringen, wurde sie in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 in ihrem Haus ermordet.

Der Frieden in Kolumbien ist tödlich

Apr 30

Zumindest für Aktivisten ist dieser Friede lebensgefährlich: Seit der Friedensvertrag zwischen kolumbianischer Regierung und Farc in Kraft getreten ist, wurden in Kolumbien Dutzende Aktivisten ermordet. Ortschaftsräte, Frauenrechtlerinnen, Umweltschützer, Bauern, die kein Koka mehr anbauen wollen – oder einfach Menschen, die, aus welchem Grund auch immer, verdächtigt werden, der Farc nahezustehen.

Es scheint, als würde die Gewalt ausgerechnet jene treffen, die sich dafür engagieren, dass der neue Friede allen Kolumbianerinnen und Kolumbianern zugute kommt.

Wer ließ Berta Cáceres töten?

Dez 7

Wäre Gustavo Castro nicht bei Berta Cáceres gewesen, als ihre Mörder kamen, die Welt hätte das Verbrechen wohl längst vergessen. Die Aktivistin wäre in die Geschichte eingegangen als ein weiteres Gewaltopfer in ihrem Heimatland Honduras: noch eine Zahl in einer Statistik, noch ein unaufgeklärter Fall, noch ein ungestraftes Verbrechen.

„Sie planten einen sauberen Mord“, sagt Gustavo Castro, „die Hintermänner hätten sich alles Mögliche ausdenken können.“ Bertas Tod als tragische Folge eines Raubüberfalls darstellen, zum Beispiel, niemand hätte widersprechen können.

Doch Gustavo war da. Er sah einen der Mörder und erlebte, wie die Polizei danach versuchte, die Tat einem anderen anzuhängen. Der Mann, den er sah, schoss auch auf ihn, Gustavo Castro hatte Glück, die Kugel streifte seine Hand und sein linkes Ohr. Dann hörte er Berta Cáceres im Nebenzimmer rufen. Sie verblutete in seinen Armen.

Am Fluss, für den Berta Cáceres ihr Leben ließ

Okt 17

Eva aus Río Blanco, Honduras

Das ist Eva, ein Mädchen, das ich gestern kennengelernt habe, auf Besuch in ihrer Gemeinde Río Blanco, in Honduras. Eva geht dort in die Grundschule. Sie will Anwältin werden. „Man muss lernen!“ sagte sie mir, „und sich vor den Jungs in Acht nehmen. Denn wenn Du mit ihnen was anfängst, und selbst Kinder bekommst, dann musst Du das Lernen aufgeben.“ Eva weiß Bescheid.

Gemeinsam mit ihrer Mutter und weiteren Nachbarn zeigte mir Eva ihren Fluss. Es ist der Río Gualcarque, in dem die Firma Desa ein Wasserkraftwerk bauen will. Voith aus Deutschland sollte die Turbinen liefern. Aber im Moment liegt das Projekt auf Eis.

Hier gibt es sehr wohl Liebe

Sep 8

Einst war Medellín eine Hochburg der Drogenmafia, Reich des Paten Pablo Escobar. Heute gilt sie als Vorzeigestadt. Wie der Wandel gelang? Darüber habe ich für ZEIT ONLINE geschrieben. Ich habe die Comuna 13 besucht, früher eines der berüchtigsten Viertel der Stadt. Hier hatte die Farc ihre Basis, hier entfesselte der damalige Präsident Álvaro Uribe die

Ein Rhythmus für Babys, so einfach. Nur nicht einfach für mich

Sep 4

Tak-ta-tak-tak. Klar, das ist ein total einfacher Rhythmus. Fácil. Simple. Was für Babys. Aber ich krieg ihn nicht hin. David schaut mich zweifelnd an, dann schlägt er noch einmal auf die Tischkante: Tak-ta-tak-tak. Mit flacher Hand, mit gekrümmter Hand, mal fest, mal sanft, mal nah an der Kante, mal voll auf die Tischplatte.

Jeder Schlag klingt anders, klar, das kann ich hören. Aber das reproduzieren? Als rhythmisch im Vergleich zu einem siebenjährigen afrokaribischen Jungen, der mit Trommeln, Tänzen und Gesängen aufgewachsen ist, sagen wir: ziemlich untrainierte Mitteleuropäerin? Es ist hoffnungslos. Ich setze trotzdem an. Tak-ta-tak-tak. David schaut zweifelnd. Die andern am Tisch sind amüsiert.

Doña María del Carmen

Aug 28
María del Carmen

María del Carmen

In Puerto Asís, ganz im Süden Kolumbiens, ist die Straße zu Ende. Wer von hier aus weiter will, muss das Boot nehmen: den Putumayo-Fluss und dann den Amazonas entlang, immer weiter Richtung Osten. Rechts des Ufers befindet sich Ecuador, weiter östlich Peru und später Brasilien.

Aus dem Norden ist Puerto Asís gut über eine Straße zu erreichen. Immerhin. Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Stadt noch viel abgelegener. Doña María del Carmen kann sich gut daran erinnern.

Frieden, was ist das?

Aug 25

Wie wäre das, wenn der Frieden käme? Wer diese Frage in Kolumbien stellt, nach 50 Jahren Bürgerkrieg, erhält in Variationen die immer gleiche Antwort: In Ruhe leben zu können. Mit der Familie, mit Freunden. Ohne bedrängt, bedroht, misshandelt, vertrieben zu werden. Nachts ohne Furcht auf die Straße gehen zu können. Sich keine Gedanken mehr über Sicherheitsvorkehrungen machen zu müssen.

Kurz: Einfach in Ruhe gelassen zu werden.

Für den gemeinen Mitteleuropäer klingt das spießig. Für viele Kolumbianer wäre es das Paradies.

Im Putumayo hoffen sie auf Frieden

Aug 22

Mocoa, Departamento Putumayo, Kolumbien: Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist hier offiziell als Opfer des Bürgerkriegs registriert. Mit dem Wandgemälde, das auf dem Bild zu sehen ist, erinnert eine Allianz von Frauenorganisationen an ihre Toten. Ich habe die kämpferischen Frauen getroffen – jetzt bereiten sie sich auf den Friedensprozess vor.