Eva aus Río Blanco, Honduras

Das ist Eva, ein Mädchen, das ich gestern kennengelernt habe, auf Besuch in ihrer Gemeinde Río Blanco, in Honduras. Eva geht dort in die Grundschule. Sie will Anwältin werden. „Man muss lernen!“ sagte sie mir, „und sich vor den Jungs in Acht nehmen. Denn wenn Du mit ihnen was anfängst, und selbst Kinder bekommst, dann musst Du das Lernen aufgeben.“ Eva weiß Bescheid.

Gemeinsam mit ihrer Mutter und weiteren Nachbarn zeigte mir Eva ihren Fluss. Es ist der Río Gualcarque, in dem die Firma Desa ein Wasserkraftwerk bauen will. Voith aus Deutschland sollte die Turbinen liefern. Aber im Moment liegt das Projekt auf Eis.

Eva am Ufer des Río Gualcarque, Honduras

Eva am Fluss

Die Leute von Río Blanco wurden nicht gefragt, bevor das Kraftwerk genehmigt wurde. Das verstößt gegen die Vorschriften, dennoch fing Desa an zu bauen. Eva und ihre Leute fürchten, dass Werk könnte ihren Fluss zerstören, ihre Felder, den Wald. Die beteiligten Firmen sagen, die Furcht sei unbegründet. Aber die Fronten sind inzwischen so verhärtet, dass das fast gar nicht mehr interessiert.

Der Río Gualcarque ist eine wilde Schönheit. „Deshalb wollen sie ihn uns nehmen!“, sagen sie hier. Am Hang neben dem Fluss ist der Wald schon teilweise abgeholzt worden. Dort wollten die beteiligten Firmen eine Straße bauen, um den Fluss überqueren zu können. Doch die Arbeiten stehen still, die Vegetation erobert sich das Territorium langsam zurück.

Die Leute von Río Blanco sind im Widerstand gegen das Kraftwerk. Es ist der gleiche Widerstand, dessentwegen die prominente Umweltschützerin Berta Cáceres am 2. April 2016 in ihrem Haus in La Esperanza, Intibucá, ermordet wurde. Sechs Verdächtige wurden inzwischen festgenommen; einige von ihnen haben Verbindungen zum honduranischen Militär, andere zu Desa.

In Río Blanco sprechen sie die ganze Zeit von Berta. Sie ist hier, am Ufer des Flusses, sehr präsent. Die Leute fordern, dass Desa das Projekt des Wasserkraftwerks definitiv aufgibt. Sie sagten mir, sie würden niemals zulassen, dass die Maschinen des Unternehmens erneut auf ihr Territorium kommen.

Der Konflikt ist nicht ohne. Als wir Río Blanco besuchten, beobachteten uns Männer aus dem Nachbardorf. Sie wirkten bedrohlich in ihrer demonstrativen Anwesenheit. Sie sind für das Projekt. Einen Dialog gibt es nicht, die beiden Parteien reden nicht mehr miteinander. Was es gibt, sind Drohungen, Aggressivität, Gewalt. Vielleicht ist dies die schlimmste Konsequenz des Kraftwerksprojekts für die Dörfer am Río Gualcarque, und für ihre Kinder.

Am Ufer des Río Gualcarque, Honduras

Am Ufer des Río Gualcarque