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Meine Bücher: Auf Reisen durch Mexiko und Kolumbien

Nov 20
Buchcover Niemand liebt das Leben mehr als wir und Wer singt erzählt wer tanzt überlebt

Mexiko ist viel mehr als der Drogenkrieg, von dem hier alle wissen. Das habe ich auf meiner Reise durchs Land im Sommer 2018 erfahren. Zwei Monate lang war ich unterwegs: vom Urlauberparadies Cancún bis zum Grenzzaun in Tijuana. Auf meiner Reise habe ich Musiker getroffen und Dichterinnen, die Geschichten in alten Sprachen erzählen. Weise Männer,

Wo ist Bruno Avendaño?

Feb 10

Heute vor genau neun Monaten, am 10. Mai 2018, verschwand Bruno Alonso Avendaño: ein Marinesoldat aus dem Ort Tehuantepec, gelegen im Bundesstaat Oaxaca, Mexiko. Eigentlich war es ein unbeschwerter Tag, denn Bruno Avendaño hatte frei. Er fuhr nach Tehuantepec, um seine Mutter zu besuchen – und tauchte nicht wieder auf.

Bis heute gibt es keinen Hinweis darauf, was am 10. Mai 2018 mit Bruno Avendaño geschehen ist. Bis heute drängt seine Familie die Behörden, zu ermitteln. Bis heute verstehen sie nicht, was damals passiert ist und warum. Seit neun Monaten hoffen sie auf ein Lebenszeichen. Bruno ist einer von 37.000 Menschen, die in Mexiko spurlos verschwunden sind.

Lukas Avendaño ist Brunos Bruder: ein Tänzer, Anthropologe und Performancekünstler, der seine Kunst nutzt, um Aufmerksamkeit für seinen verschwundenen Bruder zu schaffen. Er drängt auf Aufklärung, wo er nur kann – auch wenn er für Auftritte im Ausland unterwegs ist: „¿Dónde está Bruno Avendaño?“ fragt er immer und immer wieder, in Interviews, auf Facebook und in seinen Performances: „Wo ist Bruno Avendaño?“.

Lukas Avendaño – Foto: Mario Patiño

Am Ende finden sie ein Grab

Okt 21

Die Rastreadoras auf dem Weg zum Gelände, das sie nach ihren Kindern absuchen werden.

Die Rastreadoras auf dem Weg zum Gelände, das sie nach ihren Kindern absuchen werden.

Mirna Medinas Sohn Roberto wurde am 14. Juli 2014 entführt. „Ein Pick-up kam zu der Tankstelle, an der er Handy-Zubehör verkaufte. Sie haben ihn gezwungen, einzusteigen. Wir haben nichts mehr von ihm gehört“, sagt sie. Drei Tage lang wartete die Mutter, dann ging sie zur Polizei, um eine Anzeige aufzugeben. Die Beamten legten eine Akte an – und sagten Mirna, mehr würden sie nicht tun. Sie würden nicht nach Roberto suchen.

„Ich war so wütend“, sagt sie. „Und ich fühlte mich so ohnmächtig.“ Dann begann sie selbst mit der Suche. Nach einer fand sie ein erstes Grab, aber es war nicht Roberto, der darin lag. Nach und nach schlossen sich andere Frauen, deren Kinder auch verschwunden waren, an.

Mexiko ist das Land der Verschwundenen: Von 37.000 Menschen fehlt jede Spur. Weil die Polizei nicht ermittelt, suchen Verwandte mit Schaufel und Machete selbst.

Ganz Mexiko ist eine Mauer

Okt 10

Alberto González kommt aus dem Paradies – so heißt sein Heimatdepartement in Honduras: El Paraíso. Die Maras haben seine Frau ermordet und ihn verjagt. In der Herberge La 72 im Süden Mexikos hat er Schutz gefunden. Er ist einer von 261 Menschen, die am Tag meines Besuchs dort untergekommen sind: Männer, Frauen, Queere, unbegleitete Jugendliche,

Zu Gast beim Reise- und Fotopodcast Gate7

Feb 1

Kai Behrmann ist Sportjournalist in Hamburg – und ganz nebenbei Fotograf und Reisender aus Leidenschaft. Als solcher betreibt er den sehr empfehlenswerten Reise- und Fotografieblog Gate7 mit angeschlossenem Podcast, bei dem ich in der vergangenen Woche zu Gast sein durfte.

Eine gute Stunde lang fragte der Kollege mir Löcher in den Bauch – über mein Buch „Wer singt, erzählt – wer tanzt, überlebt“; darüber, was mich an Kolumbien so fasziniert, warum ich immer wieder dorthin reise, wie sicher das Land für Touristen sei, und welche Orte man unbedingt gesehen haben müsse. Das hat mir großen Spaß gemacht. Vielen Dank dafür!

 

Schlechte Nachrichten aus Kolumbien

Okt 18

Ein Wandgemälde in Mocoa, Putumao, erinnert an die gewaltsam umgekommenen Toten des Bürgerkriegs

Vergangenen Sommer war ich im Putumayo unterwegs, ganz im Südwesten Kolumbiens. Damals hofften die Menschen dort auf den Friedensprozess. Es war eine bescheidene Hoffnung. „Frieden, was bedeutet das?“ fragte ich fast alle, die ich traf. Die Antwort war so gut wie immer gleich: „Wir wollen in Ruhe gelassen werden. Damit wir leben, arbeiten, unsere Kinder großziehen können.“ Alles Dinge, die hier in Mitteleuropa selbstverständlich scheinen.

Es scheint, als werde sich die Hoffnung der Menschen vorerst nicht erfüllen. Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Nachricht von einer Bekannten aus dem Putumayo. Sie erzählte mir von einer Straßenblockade abtrünniger Farc-Guerilleros, die ihre Waffen nicht abgegeben haben, im benachbarten Department Caquetá.

„Die Farc ziehen wieder Steuern von den Campesinos ein“, schrieb sie. „Für jede Kuh und jede Nutzpflanzung, die sie besitzen.“ Sie habe Angst, mehr noch als während der Zeit des Bürgerkriegs. „Damals kannte ich die Leute beider Seiten und wusste, wie weit ihr Einfluss reicht. Jetzt aber handelt es sich um sehr schlechte Menschen, die nicht zuhören und nur ihre wirtschaftlichen Interessen verfolgen.“

Wirtschaftliche Interessen? Gemeint ist das Drogengeschäft. Im Süden Kolumbiens, auf dem Land, geht es um den Anbau von Koka und den Drogenhandel.

Dies ist – sinngemäß wiedergegeben – die Nachricht:

Wer singt, erzählt: Mein Buch über Kolumbien

Sep 19

Wer singt, erzählt – Wer tanzt, überlebt. Erschienen im DuMont Reiseverlag, 256 Seiten, 14,99 Euro.

Wer singt, erzählt – Wer tanzt, überlebt: So heißt das Buch, das ich über meine Reise durch Kolumbien geschrieben habe, und das seit einiger Zeit in den Läden steht.

Sie wollen mehr darüber wissen? Bitte folgen Sie mir hier entlang zu den gesammelten Blogbeiträgen meiner Reise.

Nach dem Erscheinen hatte ich das Vergnügen, mit Carsten Zillmann von der Rhein-Zeitung über meine Reise zu sprechen. Das Interview ist hier zu lesen. Joachim Casel von der Rhein-Neckar-Zeitung hat „Wer singt, erzählt – Wer tanzt, überlebt“ ebenfalls besprochen. Hier sein Artikel als Zeitungsseite im pdf-Format. Die erste Rezension kam übrigens von Blickpunkt Lateinamerika. Bitteschön, hier ist sie.

Casel und Zillmann stellten mir, wie so viele andere auch, die eine, große Frage: Wie gefährlich ist Kolumbien? Meine Antwort: Viel weniger als man hier in Deutschland so denkt. Dafür findet man in Kolumbien Musik, Gemeinschaft, Lebensfreude, eine überwältigende Natur, Traditionen.

Von der Musik handelt ein Buchauszug, der bei ZEIT ONLINE erschien und in ähnlicher Form auch schon einmal hier im Blog zu lesen war: Wie ich einmal versuchte, in Cartagena trommeln zu lernen. Und mein Besuch bei den Arhuaco in Santa Marta hat es in Die ZEIT geschafft (pdf).

Das sind die Basisdaten des Buchs:

Alexandra Endres: „Wer singt, erzählt – Wer tanzt, überlebt. Eine Reise durch Kolumbien“
Ostfildern: DuMont Reiseverlag 2017
256 Seiten – 14,99 Euro
ISBN 978-3-7701-8284-8

Kolumbiens Pazifik tanzt

Aug 20
Currulao-Tänzer auf dem Festival Petronio Álvarez in Cali, August 2016

Ich stehe inmitten von tanzenden Menschen, die ihre Arme in die Luft strecken und weiße Tücher im Takt der Musik kreisen lassen. Ihre Gesichter leuchten. Alle singen lauthals mit, so gut wie alle kennen den Text, und zwar jedes Wort – und wer ihn nicht kennt, singt einfach, soweit er kommt, und feiert trotz der Wissenslücken ausgelassen mit. Denn darauf kommt es an: dieses Fest gemeinsam zu genießen.