In Puerto Asís, ganz im Süden Kolumbiens, ist die Straße zu Ende. Wer von hier aus weiter will, muss das Boot nehmen: den Putumayo-Fluss und dann den Amazonas entlang, immer weiter Richtung Osten. Rechts des Ufers befindet sich Ecuador, weiter östlich Peru und später Brasilien.
Aus dem Norden ist Puerto Asís gut über eine Straße zu erreichen. Immerhin. Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Stadt noch viel abgelegener. Doña María del Carmen kann sich gut daran erinnern.
Sie kam in den 50er Jahren nach Puerto Asís, als hier nichts war als Urwald. Der aber war so reich an Früchten und Tieren, dass man von ihm leben konnte. María del Carmen und ihre Familie machten die Erde urbar. Der Staat gab ihnen Land, sie bauten sich ein einfaches Häuschen, später ein größeres Holzhaus, in dem María del Carmen, inzwischen über 90 Jahre alt, bis heute lebt.
Sie hatte ein hartes Leben. Zweimal war María del Carmen verheiratet. Der erste Ehemann starb jung aufgrund einer Krankheit, der zweite wurde ihr ermordet. 13mal war María del Carmen schwanger. Zweimal verlor sie das Kind vor der Geburt. Zwei Söhne ertranken, zwei weitere wurden im kolumbianischen Bürgerkrieg ermordet, der das Department Putumayo besonders stark getroffen hat. Geblieben sind ihr vier Söhne und drei Töchter.
Ihre Finca gibt der Familie, was sie braucht. Ananas, Pfeffer, kleine Bananen. Sie halten Vieh und forsten ihre Weide mit Hilfe von Umweltschützern auf. María del Carmen sagt, sie wolle nirgendwo sonst leben.