Als erster hatte der Guardian darüber berichtet, seit ein paar Tagen ist es offiziell: Die niederländische Entwicklungsbank FMO und ihr finnisches Pendant Finnfund haben erklärt, sich komplett aus dem Projekt Agua Zarca zurückzuziehen. Agua Zarca ist jenes Wasserkraftwerk in Honduras, gegen das die Aktivistin Berta Cáceres protestierte. Um sie zum Schweigen zu bringen, wurde sie in der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 in ihrem Haus ermordet.
Berta Cáceres war prominent; ihr Tod erregte weltweit Aufsehen. Er veranlasste die Kreditgeber, ihre Beteiligung an Agua Zarca auf Eis zu legen und das Vorhaben noch einmal zu überprüfen. Nun erklären Finnfund und FMO, eine Übereinkunft mit Desa erzielt zu haben, der Betreiberfirma von Agua Zarca. Das heißt: Die beiden Entwicklungsbanken steigen aus den Verträgen aus. Medienberichten zufolge tut das auch die Zentralamerikanische Entwicklungsbank Cabei. Das deutsche Unternehmen Voith Hydro hingegen, das Turbinen für Agua Zarca bauen sollte und nach dem Mord alle Lieferungen einstweilen stoppte, kann sich nicht zu einem definitiven Ausstieg durchringen. Am Lieferstopp allerdings halte man fest, erklärt ein Sprecher auf Anfrage.
„Die Kreditgeber haben dieses Projekt in dem Glauben unterstützt, es werde positive Entwicklungsanstöße für das Land und lokale Gemeinschaften bringen“, schreiben Finnfund und FMO in einer gemeinsamen Erklärung. „Viele der Gemeinschaften im Einflussbereich des Vorhabens haben diese Sicht geteilt, aber nicht alle.“ Durch den Ausstieg hofften sie nun, die Spannungen in der Region zu reduzieren.
Die beiden Entwicklungsbanken teilen mit, sie wünschten sich einen offenen, freien Dialog zwischen den Anwohnern, der es diesen ermögliche, ohne jede Beeinflussung von außen selbst über ihre Zukunft zu entscheiden – und darüber, „ob ein Wasserkraftwerk unter (den Entwicklungsmöglichkeiten) sein sollte“. Der Agua-Zarca-Betreiber Desa wolle einen solchen Dialog ermöglichen und das Ergebnis akzeptieren. Dafür habe er die Bauarbeiten gestoppt.
Doch wie soll ein offener Dialog gelingen? Agua Zarca hat schon so viel Gewalt verursacht, dass die Befürworter und Gegner des Projekts sich gegenseitig Mord und Totschlag vorwerfen. Desa selbst soll in den Mord von Berta Cáceres verwickelt sein – FMO und Finnfund erklären nun, dafür gebe es bislang keine Beweise, und tatsächlich erging in dem Fall auch noch kein Gerichtsurteil. Doch die Stimmung am Río Gualcarque, an dem das Wasserkraftwerk gebaut werden sollte, und in der Hauptstadt Tegucigalpa, wo Desa seinen Sitz hat, ist aufgeheizt.
Bislang gibt es kein Anzeichen einer Befriedung. Am 4. Juli berichtete der Guardian, es habe einen Anschlag auf das Leben von Berta Zuñiga gegeben, der Tochter von Berta Cáceres. Zuñiga führt die Arbeit ihrer Mutter fort.