Mocoa, Departamento Putumayo, Kolumbien: Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist hier offiziell als Opfer des Bürgerkriegs registriert. Mit dem Wandgemälde, das auf dem Bild zu sehen ist, erinnert eine Allianz von Frauenorganisationen an ihre Toten. Ich habe die kämpferischen Frauen getroffen – jetzt bereiten sie sich auf den Friedensprozess vor.
Die Versöhnung wird schwer, sagte mir eine der Anführerinnen: „Manche der Frauen sind erst jetzt langsam in der Lage, darüber zu sprechen, was ihnen angetan wurde. Wie sollen sie verzeihen können?“
Trotzdem gebe es keinen anderen Weg als die Wette auf den Frieden. „Wir haben schon zu viel gelitten. Wir haben nur eine Wahl: darauf zu setzen, dass nach so vielen vergeblichen Versuchen dieser Friedensprozess endlich gelingt.“
Hallo Alexandra,
ich war bei meinem zweiten Besuch in Putumayo wieder unglaublich beeindruckt von dem natürlichen Reichtum, den das Wasser und die Natur dort bieten. Wenn man nur ein paar Geschichten hört, was da an Gräueltaten geschehen ist und wie viel Geld dort aus dem Petro-Geschäft einfach durch Korruption verloren gegangen sind, wird einem schon schlecht von dem Gefühl der Ungerechtigkeit.
Und dann muss man sich erst mal vorstellen, wie es den Menschen in solchen Gegenden Kolumbiens gehen muss, die so viele Male nur ausgeplündert, um ihr Geld gebracht, misshandelt oder getötet wurden. Sehr oft kam es mir so vor, dass die Leute in eine gewisse Agonie verfallen sind. „El dinero se perdió. Bueno, que puede uno hacer.“
Immer schön zu sehen, dass sich jemand ernsthaft für das Land interessiert und Aufmerksamkeit auf die Prozesse dort lenkt. Das Land hat eigentlich immenses wirtschaftliches, natürliches und menschliches Potenzial, aber die Geschichte (seit der Kolonialisierung) verhindert einen nachhaltigen Fortschritt (aus meiner Sicht). Nichtsdestotrotz ist die politische Kultur, die dort herrscht, immer auch Ausdruck der kolumbianischen Kultur an sich, die sehr familienbezogen ist und damit auch irgendwo egoistisch.
Schöne Grüße,
Stefan
Lieber Stefan,
danke für den Kommentar! Ja: Kolumbien ist wunderschön, unglaublich vielfältig und reich an Möglichkeiten im besten Sinne. Vielleicht hilft ja der Friedensprozess, sie ein wenig besser zu nutzen. Den Menschen wäre es zu wünschen. Es gibt dort so viel ungenutztes Talent.
Ich werde hier im Blog bestimmt noch häufiger über das Land berichten. Im kommenden Jahr soll außerdem ein Buch erscheinen, an dem ich gerade schreibe, und von dem dann auch im Blog die Rede sein wird. Freue mich, wenn Sie ab und an hier vorbeischauen mögen!
Herzliche Grüße,
Alexandra