Wäre Gustavo Castro nicht bei Berta Cáceres gewesen, als ihre Mörder kamen, die Welt hätte das Verbrechen wohl längst vergessen. Die Aktivistin wäre in die Geschichte eingegangen als ein weiteres Gewaltopfer in ihrem Heimatland Honduras: noch eine Zahl in einer Statistik, noch ein unaufgeklärter Fall, noch ein ungestraftes Verbrechen.
„Sie planten einen sauberen Mord“, sagt Gustavo Castro, „die Hintermänner hätten sich alles Mögliche ausdenken können.“ Bertas Tod als tragische Folge eines Raubüberfalls darstellen, zum Beispiel, niemand hätte widersprechen können.
Doch Gustavo war da. Er sah einen der Mörder und erlebte, wie die Polizei danach versuchte, die Tat einem anderen anzuhängen. Der Mann, den er sah, schoss auch auf ihn, Gustavo Castro hatte Glück, die Kugel streifte seine Hand und sein linkes Ohr. Dann hörte er Berta Cáceres im Nebenzimmer rufen. Sie verblutete in seinen Armen.
In der Nacht vom 2. auf den 3. März 2016 wurde Berta Cáceres in ihrem Haus in der honduranischen Stadt La Esperanza erschossen. Am 4. März wäre sie 45 Jahre alt geworden. Die Täter kamen kurz vor Mitternacht, sie kletterten über den hohen Maschendrahtzaun, der seither eingedrückt ist, brachen die Hintertür auf und fanden die Aktivistin in ihrem Schlafzimmer. Der Wächter, der die Zufahrt zur Siedlung kontrolliert, erinnerte sich später nicht mehr daran, welches Auto er einließ.
Vieles spricht dafür, dass Berta Cáceres starb, weil sie mächtige Leute in Honduras störte.
In der Geschichte um ihren Tod spielen viele Faktoren eine Rolle. Der Fluss Gualcarque, ein Wasserkraftwerk, das am Gualcarque gebaut werden soll, und Proteste dagegen, die vor drei Jahren für einige Menschen tödlich endeten. Eine einflussreiche honduranische Familie, die hinter dem Kraftwerksvorhaben steht. Voith Hydro, ein deutsches Unternehmen, das Turbinen für das Kraftwerk liefern sollte und dem jetzt seine Beteiligung an dem Geschäft vorgeworfen wird. Es geht um Armut und Profit. Und um die Frage, auf welchem Weg man die Armut besiegt – und wer das entscheiden soll.
Bertas Geschichte handelt von einer Frau, die ihr Leben dem antiimperialistischen Kampf gewidmet hatte und sehr wahrscheinlich deshalb getötet wurde. Für ZEIT ONLINE habe ich sie aufgeschrieben.