Humberto de La Calle, ehemals Chefunterhändler der kolumbianischen Regierung für den Friedensprozess mit der Farc-Guerilla, wählte für seine Ansprache drastische Worte. „Wenn wir so weitermachen, ziehen wir mit geschlossenen Augen in einen Krieg“, warnte er am vergangenen Sonntag auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, verbreitete er seine Botschaft auch über Facebook und Twitter. „Sie werfen den Frieden weg“, sagte de La Calle, der sich derzeit für die Liberale Partei um die Präsidentschaft des Landes bewirbt. Und nach seiner Überzeugung haben einige in diesem Wahlkampf keine guten Absichten, was das Friedensabkommen mit der Farc angeht.

De la Calle nannte auch Namen: Iván Duque, Präsidentschaftskandidat der Partei Centro Democrático, und dessen Mentor, der einflussreiche ehemalige Präsident Álvaro Uribe Vélez, torpedierten den Frieden mit einem „Gewebe aus Trug und Hass“, sagte de La Calle. Der Oberste Gerichtshof habe dem Parlament die Möglichkeit eingeräumt, das Friedensabkommen zu verraten, und ein weiterer Präsidentschaftskandidat, Germán Vargas Lleras, wirke daran gemeinsam mit der Partei Cambio Radical mit. Der Farc mangele es an Mitgefühl mit den Kolumbianern und die Regierung sei nicht in der Lage, den Friedensvertrag wirklich umzusetzen.

„Dies ist ein Aufruf von nationaler Bedeutung“, sagte de La Calle. „Sie sagen mir, dass das meine Wahlkampagne beeinflussen wird. Das ist nicht wichtig. Ich bitte das Kolumbien, das am meisten gelitten hat, sich zu mobilisieren.“ Damit meinte er die Menschen auf dem Land, die am härtesten von der Gewalt des Krieges getroffen wurden.

Für ZEIT ONLINE habe ich mir angeschaut, was hinter dem Appell des ehemaligen Chefunterhändlers steckt. Hier geht es zum Text.