Eigentlich sollte Kolumbiens Ex-Präsident Álvaro Uribe im Senat Auskunft geben über seine vermuteten Verbindungen zu rechten Paramilitärs. Doch statt die Fragen der anderen Parlamentarier zu beantworten, griff er seine Gegner frontal an. Er sagte, sie seien mit der Guerilla im Bunde. Die Betroffenen bringt das in Lebensgefahr. Und es behindert den Friedensprozess im Land.
Es ist typisch für Uribe, politische Gegner zu verunglimpfen, ohne Belege für seine Anwürfe vorzulegen. Er kommt immer wieder damit durch. Eine der Angeschuldigten in der Senatsdebatte war Yanette Bautista, deren Schwester im Bürgerkrieg verschwand und von Soldaten ermordet wurde. Seit Jahren kämpft sie für die Aufklärung von solchen Fällen, und für die Anerkennung des Leids, das die Familien der Verschwundenen durchgemacht haben.
Solches Engagement ist Uribe ein Dorn im Auge. Er will keinen Friedensvertrag mit der Guerilla, und vielleicht glaubt er wirklich, dass alle, die sich dafür einsetzen, verkappte Guerilleros sind. Weil er für viele immer noch eine Autoritätsperson ist, legitimieren seine Anwürfe Gewalt gegen die Betroffenen. Das Risiko für sie ist ganz real. Doch Yanette Bautista will sich davon nicht aufhalten lassen – mehr dazu auf ZEIT ONLINE.
Auch die grüne Senatorin Claudia López wird bedroht. Sie hat vor Jahren die Verbindungen zwischen Politikern und Paramilitärs mit aufgedeckt. In der Senatsdebatte um Uribe sagte sie:
Die Verbindungen von Álvaro Uribe zum Paramilitarismus abzustreiten, ist so, als ob man die Verbindungen des Terrorismus (gemeint sind die Farc) zu Entführungen negiert.
Weil der Ex-Präsident vor der Debatte um seine Verantwortung floh, verglich López ihn mit einem Blutegel, der durch die Kanalisation verschwinde, sehr zum Unmut von Uribes Parteigenossen. Für einen wahren Frieden müssten nicht nur die obersten Guerilleros zur Verantwortung gezogen werden, forderte die Senatorin. Die Verantwortlichen für die Untaten der Paramilitärs müssten vielmehr vor die gleichen Gerichte gestellt werden.
Hier ihre Rede auf Spanisch im Video:
In einem Interview mit der Tageszeitung El Espectador äußert sich Claudia López zur Frage, wer hinter den Morddrohungen gegen sie stecken könnte:
Es sind ganz klar Leute, die gegen den Friedensprozess sind. Sie fürchten, dass sie in Gefahr geraten, sobald man den Vertriebenen ihre Felder zurückgibt und die Opfer entschädigt, und sobald man ihnen die Entschuldigung der Farc-Guerilla nimmt, (gegen die sie sich angeblich verteidigen müssen). Und sie haben Recht. Am Tag, an dem die Farc verschwinden, werden wir hinter ihnen her sein. Ganz offensichtlich müssen wir Schritt für Schritt vorgehen, weil es in diesem Land zu viel Kriminalität gibt. Aber wir werden alle (Parteien des Bürgerkriegs) zur Rechenschaft ziehen.