Am kommenden Sonntag wählen Boliviens Bürger erneut ihren Präsidenten. Vermutlich wird Amtsinhaber Evo Morales die Wahl gewinnen; Umfragen sehen ihn bei knapp 60 Prozent.

Für den Aymara und seine Partei „Bewegung zum Sozialismus“ wäre es die dritte Amtszeit. Doch Morales ist umstritten. Er pflegt gute Beziehungen zu Fidel Castro und zu Hugo Chávez‘ Nachfolgern in Venezuela, und die Tatsache, dass er bolivianische Gasfelder mit Waffengewalt verstaatlicht hat, hat seinen Ruf auch nicht gerade verbessert. Den öffentlichen Kassen Boliviens hingegen hat es gutgetan. Die Erträge aus dem Erdgasgeschäft finanzierten Morales‘ Sozialprogramme.

Unter ihm hat sich das Land gut entwickelt. Der Welternährungsorganisation FAO diente das Land erst kürzlich als positives Beispiel, weil Hunger und Armut während Morales‘ Amtszeit so stark zurückgingen. Das wird auch eine der Gründe für seine Beliebtheit sein.

Vom Wachstum Boliviens ist selbst der Internationale Währungsfonds beeindruckt. Im vergangenen Jahr legte die Wirtschaft dort um fast sieben Prozent zu, für 2014 und 2015 prognostiziert der IWF immer noch rund fünf Prozent. Kein anderes Land in Lateinamerika wächst so stark, außer Panama mit seinem Kanal.

Jake Johnston und Stephan Lefebvre vom Washingtoner Center for Economic and Policy Research haben sich die Mühe gemacht, ein paar weitere wirtschaftliche Kennzahlen anzuschauen. Es sind zehn Indikatoren – man könnte auch sagen: zehn Gründe für Morales‘ Wiederwahl. Besonders interessant: Trotz der Verstaatlichungen sind die die ausländischen Direktinvestitionen in Bolivien, gemessen als Anteil der Wirtschaftskraft, so hoch wie nirgendwo sonst in Südamerika. Für ausländische Unternehmer scheint das Land doch gar nicht so unattraktiv, trotz seines sozialistischen Präsidenten.