In den vergangenen Tagen kamen Berichte ans Licht, denen zufolge Oxfam-Mitarbeiter von hilfsbedürftigen Frauen in Haiti und im Tschad Sex im Gegenzug für Nothilfe erpresst haben sollen. Auch Ärzte ohne Grenzen und das International Rescue Committee (IRC) berichteten von sexuellen Übergriffen durch eigene Mitarbeiter. In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über sexuellen Missbrauch und Ausbeutung durch UN-Blauhelmsoldaten im Einsatz.

Blauhelme, Nothelfer und Mitarbeiter von Entwicklungsorganisationen haben eins gemeinsam, sagt Kathleen Jennings, die zu sexuellem Missbrauch in UN-Friedensmissionen geforscht hat: Sie bewegen sich im Einsatz in einem „toxischen Umfeld“, dass den Missbrauch als etwas Normales darstellt:

Die Leute denken: Wenn jeder es tut, dann muss sexueller Missbrauch in Ordnung sein. Und selbst wenn sie merken, dass das nicht der Fall ist, wollen sie es nicht melden – schließlich müssen sie mit den Leuten, die den Missbrauch begehen, leben und arbeiten. Ihnen gefällt nicht, was passiert, und werden dennoch sie zu Komplizen.

Darüber hinaus gibt es kaum Anreize, Verstöße an die Zentrale zu melden. Die meisten Leute in diesem Geschäft haben Arbeitsverträge mit zwei oder drei Jahren Laufzeit und wollen dann einen Anschlussvertrag. Deshalb vermeiden sie es, zu viel Aufsehen zu erregen. Und wenn sogar der Chef diese Dinge tut, wie in Haiti, dann werden potenzielle Whistleblower noch verwundbarer.

Für ZEIT ONLINE habe ich mit Jennings über ihre Erkenntnisse gesprochen. Das komplette Interview gibt es hier.