Manche Verschwörungstheorien der Linken stimmen eben doch. Diese wurde ausgerechnet vom wirtschaftsliberalen, den Republikanern nahestehenden Wall Street Journal aufgedeckt (der ganze Text ist leider nur für Abonennten lesbar).

Weltbank-Chefökonom Paul Romer sagt im WSJ, das „Doing-Business“-Ranking der Bank sei in den vergangenen Jahren mehrfach zu Lasten Chiles verändert worden – aus politischen Gründen. Der verantwortliche Ökonom bestreitet das. Aber Romer sagte im Gespräch mit dem WSJ:

„I want to make a personal apology to Chile, and to any other country where we conveyed the wrong impression.“ … The problems with the report, he said, were “my fault because we did not make things clear enough.” Mr. Romer said the World Bank is beginning the process of correcting the past reports and republishing what the rankings would have been without the methodology changes. He said he couldn’t defend “the integrity” of the process that led to the methodology changes.

Das „Doing-Business“-Ranking bewertet, wie gut man in einzelnen Ländern der Welt Geschäfte machen kann. Es beeinflusst die Investitionsentscheidungen von Unternehmern, die Politik von Regierungen und somit die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Länder. Die Weltbank hat die Methodik, nach der das Ranking ermittelt wird, über mehrere Jahre hinweg mehrfach verändert, und zwar zuungunsten vor allem Chiles.

Chile’s overall ranking has fluctuated between 25th and 57th since 2006. During that period, the presidency of Chile has alternated between Ms. Bachelet, of Chile’s socialist party, and Sebastián Piñera, a conservative. Under Ms. Bachelet, Chile’s ranking consistently deteriorated, while it consistently climbed under Mr. Piñera.

Im Wettbewerbsreport des Weltwirtschaftsforums hingegen rangierte Chile in den vergangenen Jahren zwischen Platz 33 und 35, wie die Agentur Bloomberg berichtet. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich am Investitionsklima in Chile und der Wettbewerbsfähigkeit des Landes nicht so viel geändert hat wie das Weltbank-Ranking suggeriert.

Verständlicherweise ist die Empörung nun groß. Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt:

Chile is one of Latin America’s wealthiest and most stable countries. While Bachelet introduced progressive tax and labor reforms that the country’s business community said crimped investment, she has not fundamentally altered the country’s longstanding free-market model.

Economic growth decelerated under her watch in large part due to low prices for copper, the country’s main export.

Sebastian Piñera hat die letzte Präsidentschaftswahl in Chile gegen Michelle Bachelets Wunsch-Nachfolger Alejandro Guillier gewonnen. Piñera versprach bessere Bedingungen für Investoren. Welchen Einfluss das Ranking der Weltbank auf seine Wahl hatte (und ob überhaupt), lässt sich selbstverständlich nicht ermitteln. Dennoch ist die Empörung nun verständlicherweise groß. Bachelet nennt Romers Enthüllungen „besorgniserregend“. Ihr Wirtschaftsminister Jorge Rodríguez Grossi sagte, es sei „selten, eine so unmoralische Aktion zu sehen“.

Romer will den Index nun nachträglich korrigieren. Davon könnten neben Chile auch andere Länder profitieren. Die Weltbank kündigt eine Untersuchung an. Vermutlich wird es darin auch um die Frage gehen, warum niemand in der Bank die Manipulation bemerkte. Den Schaden rückgängig machen kann das alles freilich nicht.

Anmerkung: Eine kürzere Fassung dieses Beitrags ist auf piqd.de erschienen.