Wer als Tourist nach Kolumbien fährt, wird auch die alte Hafenstadt Cartagena de Indias in der Karibik besuchen. In Cartagena gibt es eine weitgehend intakte koloniale Altstadt, tolle Strände und direkt am Meer neue Bauten, die aussehen, als stünden sie in Miami.

Cartagena

Früher war Cartagena der wichtigste Hafen der Region: Hier wurden die Sklaven aus Afrika an Land gebracht, die in den Bergwerken und auf den Plantagen der Kolonie zur Arbeit gezwungen wurden; hier wurde das Gold Südamerikas Richtung Spanien verschifft, und hier kamen die Beamten an, die das Land für die spanischen Könige verwalten sollten. Heute ist die Stadt Unesco-Welterbe.

Changó el Gran PutasDie Nachkommen der Sklaven leben immer noch in Cartagena. Deshalb gibt es hier tolle Trommler, Sänger und Tänzer. Die Gruppe Tambores de Cabildo zum Beispiel, die vor ein paar Monaten im Nationalmuseum in Bogotá aufgetreten ist, um den Tag der Afrokolumbianer zu feiern, und ihren Donnergott Changó.

Seit 2007 gibt es die Tambores. Sie kommen aus La Boquilla, einem Fischerdorf direkt am Strand, etwas außerhalb von Cartagena. La Boquilla scheint ein idyllisches Fleckchen Erde, aber es ist bedroht. In den vergangenen Jahren sind dort viele Hotel- und Apartmentgebäude entstanden, und Investoren wollen weitere Grundstücke bebauen. Das Geschäft ist so verlockend, dass die ursprünglichen Einwohner aus La Boquilla verdrängt werden.

Die Fischerei wirft schon seit Jahrzehnten kaum noch etwas ab. Das bedeutet: Viele der Leute leben in Armut, manche haben nicht genug zu Essen. Weil das Geld fehlt, schließen viele die Schule nicht ab. Der Drogenkonsum ist hoch, und viele Mädchen werden sehr jung schwanger.

Gegen die Misere setzen die Trommler ihre traditionelle Musik. Kinder aus etwa 80 Familien werden in ihrer Schule ausgebildet. Singen, trommeln und tanzen zu können, macht die Kinder stolz und gibt ihnen eine Identität. Die Südtiroler Fotografin Antonia Zennaro hat die Arbeit der Trommelschule begleitet und ein kurzes Dokumentarvideo über sie gedreht, das ich mit ihrer Erlaubnis dankend hier einbinde (auf spanisch):

TAMBORES DE CABILDO from Antonia Zennaro on Vimeo.