Die Stadt Leticia liegt im äußersten Südosten Kolumbiens, mitten im unzugänglichen Amazonasregenwald. Auf dem Landweg ist sie vom Rest des Landes aus nicht zu erreichen. Wer von Bogotá nach Leticia möchte, muss einmal per Flugzeug über den Äquator hüpfen. Zwei Stunden dauert das ungefähr; Lan und Avianca fliegen täglich. Für Touristen, die von Kolumbien aus den Amazonas entdecken wollen – und das sind gar nicht wenige – , ist das die beste Verbindung.

Leticia

Individualverkehr bei Leticia

Von Peru aus reisen Besucher mit Booten an, und aus der brasilianischen Schwesterstadt Tabatinga, die direkt auf der anderen Seite der Grenze liegt, kann man zu Fuß nach Leticia spazieren, ohne irgendwelche Formalitäten erledigen zu müssen. Während der Fußball-WM war das für die Bewohner beider Städte ganz schön praktisch: Gewann Kolumbien, fuhr der Autokorso auch durch Tabatinga, und die brasilianischen Fans feierten die Siege ihrer Mannschaft auch in Leticia. Was nach dem Viertelfinale geschah, in dem Brasilien Kolumbien aus dem Turnier warf und der Kolumbianer Juan Zúñiga Brasiliens Superstar Neymar schwer verletzte, ist allerdings nicht überliefert.

Amazonas-Regenwald bei Leticia

Amazonas-Regenwald bei Leticia. Die besonders hohen Bäume sind Ceibas.

Angeblich gibt es in Leticia pro Einwohner so viele Soldaten wie nirgendwo sonst in Kolumbien. Nicht wegen des Bürgerkriegs, sondern weil Leticia ein Grenzposten ist. Früher war die Stadt ein wichtiger Handelsplatz für Drogen, heute gilt sie wegen der starken militärischen Präsenz am Ort als sehr sicher.

Am Hafen von Leticia

Am Hafen

Am lebendigsten ist Leticia am Hafen, wo ständig Boote aus den umliegenden Dörfern anlegen. Die Leute kommen, um ihre Einkäufe zu erledigen, vermutlich verkaufen sie auch Fisch oder andere Eigenerzeugnisse. Gehandelt wird auf dem Markt direkt neben dem Fluss. Frauen verkaufen dort frisch gegrillten Fisch, und Bootsführer werben um Touristen.

Der Markt von Leticia

Auf dem Markt

Die Läden bieten alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs: Lebensmittel, Klamotten, Schuhe, Haushaltswaren. Angeblich sind sämtliche Geschäfte in Leticia im Besitz von Leuten aus dem Departement Antioquia. Das ist in vielen Gegenden Kolumbiens so. Die Paisas, so werden die Leute aus Antioquia genannt, gelten als besonders geschäftstüchtig.

Tikuna

Eine Tikuna-Frau im traditionellen Gewand aus Baumrinde

Leticia ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge entlang des Amazonasflusses. Der Nationalpark Amacayacu liegt nicht weit, und auch manche indianische Dorfgemeinschaften in der Nähe empfangen Gäste.

Die Tikuna zum Beispiel, die traditionelle Tänze aufführen und Kunsthandwerk verkaufen. Oder die Huitotos, die ursprünglich anderswo lebten, aber durch den Kautschukboom in die Gegend um Leticia vertrieben wurden, und für deren Kultur der Konsum von Koka-Pulver eine wichtige Rolle spielt.

Die meisten Touristen buchen eine eintägige Bootsfahrt auf dem Fluss. Manche reisen weiter ins peruanische Iquitos – zehn Stunden mit dem Schnellboot – oder ins brasilianische Manaus. Vier Tage dauert die Fahrt mit der Fähre dorthin, Hängemattenplatz inklusive. Ich hatte leider nicht so viel Zeit.

Leticia

Touristenboot

Papagei in einem Dorf bei Leticia

Papagei in einem Dorf bei Leticia

Überschwemmter Regenwald bei Leticia

Überschwemmter Regenwald

_DSC0717

Leticia: Kinder spielen am Amazonasfluss

Kinder spielen am Fluss