• Archive: Paramilitärs

Kolumbiens Frieden in Trümmern

Okt 12

Drei Jahre ist es her, dass der Frieden in Kolumbien greifbar nah schien. Damals schloss die Regierung, noch unter Präsident Juan Manuel Santos, mit der Farc-Guerilla einen Friedensvertrag. Der war zwar hoch umstritten, doch nach fünf Jahrzehnten Bürgerkrieg schien er die Möglichkeit eines gewaltfreien Zusammenlebens zu eröffnen. Die Gewalt aber war nie ganz verschwunden – und gerade kehrt sie mit Macht zurück.

Die Zahl der Morde an lokalen Aktivisten, die sich für die Umwelt, die Menschenrechte und den Friedensprozess engagieren, steigt. Die Zahl der Massaker ebenfalls. Alke Jenss, die am Arnold-Bergstraesser-Institut in Freiburg zur Sicherheitslage in Kolumbien forscht, sagt: Der Staat lässt die Gewalt zu. Manchmal verursacht er sie aber auch, oder er übt sie direkt selbst aus.

Zum Beispiel im vergangenen September, als in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá ein Mann in Polizeigewahrsam ums Leben kam. Der 46-jährige Javier Ordóñez starb, nachdem Polizisten ihn mit einem Elektroschocker malträtiert und geschlagen hatten. Angeblich hatte Ordóñez, ein Familienvater, der Anwalt werden wollte, die Ausgangssperre missachtet. Er soll an Kopfverletzungen gestorben sein.

Der Frieden in Kolumbien ist tödlich

Apr 30

Zumindest für Aktivisten ist dieser Friede lebensgefährlich: Seit der Friedensvertrag zwischen kolumbianischer Regierung und Farc in Kraft getreten ist, wurden in Kolumbien Dutzende Aktivisten ermordet. Ortschaftsräte, Frauenrechtlerinnen, Umweltschützer, Bauern, die kein Koka mehr anbauen wollen – oder einfach Menschen, die, aus welchem Grund auch immer, verdächtigt werden, der Farc nahezustehen.

Es scheint, als würde die Gewalt ausgerechnet jene treffen, die sich dafür engagieren, dass der neue Friede allen Kolumbianerinnen und Kolumbianern zugute kommt.

Jineth Bedoya schweigt nicht mehr

Jul 17

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Die Journalistin Jineth Bedoya Lima

Vor 14 Jahren wurde Jineth Bedoya Lima entführt, vergewaltigt und fast totgeschlagen. Die Journalistin hatte einen Fall von Waffenschmuggel recherchiert. Offenbar kam sie dabei mächtigen Paramilitärs in die Quere. Bis heute ist das Verbrechen an ihr nicht aufgeklärt.

Sie hat überlebt, was vielen kolumbianischen Frauen widerfährt. Zwischen 2001 und 2009 seien inmitten des bewaffneten Konflikts fast eine halbe Million Frauen vergewaltigt worden, sagt sie. „Und das sind nur die dokumentierten Fälle. Insgesamt können es durchaus zwei Millionen gewesen sein.“

Gewalt gegen Frauen ist in Kolumbien ein Riesenproblem. Wegen der tief verwurzelten Macho-Mentalität, wegen des Bürgerkriegs, der die Brutalität alltäglich machte, und wegen der Narco-Kultur der Drogenhändler, die Frauen als schönes, verfügbares Statussymbol betrachten, sagt Bedoya. Fast alle Fälle von sexualisierter Gewalt gingen in Kolumbien straffrei aus; meist gingen die Frauen gar nicht zur Polizei: aus Scham, aus Angst vor dem Täter oder weil sie den Sicherheitskräften selbst nicht trauten.

Kohle für Deutschland, Tote in Kolumbien

Jul 12

Als die beiden Kohlekonzerne Drummond (ein Familienunternehmen aus den USA) und Prodeco (eine Tochter des Schweizer Multis Glencore) in den neunziger Jahren im kolumbianischen Departement Cesar ankamen, war der Bürgerkrieg schon da. Im Cesar befinden sich einige der größten Kohle-Tagebaue Kolumbiens. Ein großer Teil der hiesigen Produktion ist für deutsche Stromversorger bestimmt.

Anfang der Neunziger beherrschte die Guerilla das Gebiet. Die Bergbauunternehmen wollten ihre Kohlegruben, Eisenbahnschienen und Mitarbeiter vor Anschlägen oder Entführungen bewahren. Doch offenbar verließen sie sich in ihrem Streben nach Schutz nicht nur auf die Dienste der kolumbianischen Armee und der Polizei.