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Kolumbiens Pazifik tanzt

Aug 20
Currulao-Tänzer auf dem Festival Petronio Álvarez in Cali, August 2016

Ich stehe inmitten von tanzenden Menschen, die ihre Arme in die Luft strecken und weiße Tücher im Takt der Musik kreisen lassen. Ihre Gesichter leuchten. Alle singen lauthals mit, so gut wie alle kennen den Text, und zwar jedes Wort – und wer ihn nicht kennt, singt einfach, soweit er kommt, und feiert trotz der Wissenslücken ausgelassen mit. Denn darauf kommt es an: dieses Fest gemeinsam zu genießen.

Ein Rhythmus für Babys, so einfach. Nur nicht einfach für mich

Sep 4

Tak-ta-tak-tak. Klar, das ist ein total einfacher Rhythmus. Fácil. Simple. Was für Babys. Aber ich krieg ihn nicht hin. David schaut mich zweifelnd an, dann schlägt er noch einmal auf die Tischkante: Tak-ta-tak-tak. Mit flacher Hand, mit gekrümmter Hand, mal fest, mal sanft, mal nah an der Kante, mal voll auf die Tischplatte.

Jeder Schlag klingt anders, klar, das kann ich hören. Aber das reproduzieren? Als rhythmisch im Vergleich zu einem siebenjährigen afrokaribischen Jungen, der mit Trommeln, Tänzen und Gesängen aufgewachsen ist, sagen wir: ziemlich untrainierte Mitteleuropäerin? Es ist hoffnungslos. Ich setze trotzdem an. Tak-ta-tak-tak. David schaut zweifelnd. Die andern am Tisch sind amüsiert.

Die Trommler von La Boquilla

Okt 16

Wer als Tourist nach Kolumbien fährt, wird auch die alte Hafenstadt Cartagena de Indias in der Karibik besuchen. In Cartagena gibt es eine weitgehend intakte koloniale Altstadt, tolle Strände und direkt am Meer neue Bauten, die aussehen, als stünden sie in Miami.

Cartagena

Das gestohlene Gold des Chocó

Aug 30

Die kolumbianische Pazifikküste gehört zu den artenreichsten Regionen der Welt. Von der Grenze zu Panama im Norden bis hinein nach Ecuador im Süden erstreckt sich die Bioregion des Chocó – nicht zu verwechseln mit dem kleineren kolumbianischen Departement gleichen Namens, das fast komplett in der Bioregion liegt. Hier wächst dichter, undurchdringlicher Regenwald. Es herrscht eine tropische Hitze, und angeblich befindet sich im Chocó der regenreichste Ort der Erde: Lloró, wo im Jahr geschätzt mehr als 13.000 Liter pro Quadratmeter Niederschlag fallen. In Deutschland sind es ungefähr 700 Liter jährlich.

Im Chocó kann man Wale beobachten; hier leben Schildkröten, Affen, Jaguare, Faultiere und Giftkröten, und angeblich gibt es Hunderte verschiedener Vogel- und Tausende von Pflanzenarten. Ein großerTeil von ihnen soll nur in dieser Region vorkommen, nirgendwo sonst.

Leider ist der Chocó aber auch reich an Bodenschätzen, und in seinen Wäldern finden sich wertvolle Hölzer. Nicht der Staat beherrscht die Gegend, sondern illegale bewaffnete Gruppen: ehemalige Paramilitärs, Guerrilla-Organisationen und Drogenbanden. Sie beuten die Schätze der kolumbianischen Pazifikregion rücksichtslos aus. Vor allem der Goldbergbau ist ein Problem. Ein Teil der Lagerstätten wird von multinationalen Konzernen abgebaut, aber der größte Teil der Goldminen in der Gegend wird ohne staatliche Genehmigung betrieben.

Früher hieß das: Die Bewohner der Gegend, meist Afrokolumbianer, wuschen in den Flüssen des Chocó Gold, um zu überleben. Eine Lizenz vom Staat besaßen sie nicht. Ihre traditionelle Form des Goldabbaus gibt es immer noch (und die New York Times zeigt hier tolle Fotos davon). Aber wer heute von illegalen Minen spricht, meint die Mafia, die mit Baggern, Quecksilber und Zyanid anrückt, um das Gold aus der Erde zu holen – ohne irgendeine Rücksicht auf die Umwelt und die Menschen, die in den umliegenden Siedlungen leben. Die Mafia verseucht Flüsse und Böden, sie nimmt den Menschen ihre Lebensgrundlage, und wer ihr in die Quere kommt, wird vertrieben oder umgebracht.

Changó, el Gran Putas

Mai 22

Changó el Gran PutasChangó ist der Donnergott der Yoruba: Gott der Trommeln, des Krieges, der Lebensfreude und der Lust. Ein ziemlich männlicher Gott. Den Afroamerikanern der Karibik und Brasiliens gilt er als Symbol des Widerstands gegen die weißen Sklavenhalter. Gestern stieg hier in Bogotá eine Party für ihn.