Yoga-Aficionados kennen die Figur des Kriegers. Der steht im Ausfallschritt, die Arme weit ausgebreitet oder über den Kopf gereckt, mit geradem Rücken und stolz nach vorne geschobener Brust. Erhobenen Kopfes und zugleich fest mit der Erde verbunden blickt der Krieger dem Leben mutig und gelassen entgegen. Wer regelmäßig diese Haltung einnimmt, soll auch innerlich an Kraft, Festigkeit und Harmonie gewinnen, heißt es im Yoga.

In Kolumbien gibt es Yoga-Schüler, die das besonders gut gebrauchen können. Manche von ihnen waren Krieger im wirklichen Leben – das fühlte sich vermutlich weit weniger heldenhaft an. Andere haben unter der Gewalt der Guerilleros und paramilitärischen Banden gelitten. Heute rollen die Opfer direkt neben den Tätern ihre Yoga-Matten aus; unterrichtet werden sie von Lehrern der Organisation Dunna. Die haben sich ein großes Ziel gesetzt: Yoga soll den Traumatisierten Heilung und Versöhnung bringen.

Lila McLellan hat sich das für die Newsseite Quartz näher angeschaut, und sie berichtet Erstaunliches. Offenbar hilft Yoga den ehemaligen Kämpfern und ihren Opfern, ihre Trauer, ihre Wut und ihre Panikattacken zu bändigen. Manchen scheint es mehr zu bringen als Medikamente oder Gesprächstherapie. „Es hat mir geholfen, meine Familie zurückzubekommen“, sagt in dem Text ein ehemaliger Kämpfer zur Reporterin. „Yoga hat einen liebenswerten Menschen aus mir gemacht.“ Andere lassen sich selbst zu Yoga-Lehrern ausbilden, „damit wir heilen und uns weiterentwickeln können“.

Nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs steht die kolumbianische Regierung kurz vor dem Abschluss eines Friedensvertrags mit der Farc-Guerilla – aber ein Stück Papier alleine macht noch keine friedvolle Gesellschaft. Eine Hoffnung ist, dass die yogischen Krieger wenigstens ein bisschen helfen können, das Land zu versöhnen.

Dieser Text ist ursprünglich im TeilchenBlog von ZEIT ONLINE erschienen. Dank an die Kollegen, die mich auf die Quartz-Reportage aufmerksam gemacht haben!