Für Kolumbien-Reisende, die in der Hauptstadt Station machen, ist ein Besuch im Museo de Oro quasi Pflicht. Das Goldmuseum soll die größte Sammlung präkolumbischer Gold-, Silber-, Platin- und Tumbago-Gegenstände weltweit besitzen: rund 35.000 Objekte insgesamt. Vier davon gibt es nun auch hier zu sehen.
Gold wird in Lateinamerika seit Tausenden von Jahren gefördert und bearbeitet. Das älteste bisher bekannte Stück, eine goldene Halskette, ist ungefähr 4.000 Jahre alt und stammt aus dem heutigen Peru, aus der Gegend des Titicacasees. Als die Kette gefertigt wurde, war in England Stonehenge gerade fertig geworden, und in Ägypten bauten sie noch an den Pyramiden. Dort, wo sich heute Kolumbien befindet, begann man viel später mit der Goldbearbeitung: ungefähr 500 vor Christus. Rom war da schon 250 Jahre alt.
Glaubt man den Historikern des Goldmuseums von Bogotá, entwickelten die Goldschmiede, die im heutigen Kolumbien ansässig waren, eine besondere Kunstfertigkeit.
Sie schmiedeten das Gold nicht nur mit dem Hammer, wie es die Inka offenbar vor allem taten. Sie gossen das Edelmetall in Formen, die sie zuvor um Wachsmodelle herum geformt hatten, sie schweißten, verbanden einzelne Teile mit Golddraht, löteten winzige Goldperlen zu feinen Ketten zusammen, verarbeiteten Legierungen und verwendeten mehrere Metalle zugleich für ein einziges Stück. Es ist erstaunlich, wie fein selbst die kleinsten Stücke im Museo de Oro gearbeitet sind.
Die links abgebildete Figur, nach einem Wachsmodell gegossen, trägt noch den Fingerabdruck des Goldschmieds – eine Tatsache, die die spanischen Eroberer sehr verwirrte.
In vorkolonialer Zeit durften nur Priester und andere Führungspersönlichkeiten Goldschmuck tragen oder goldene Gegenstände verwenden. Das Edelmetall war die Brücke zu den Göttern. Auch Goldschmiede und -Schürfer hatten deshalb einen besonderen Status. Die im heutigen Kolumbien ansässigen Muisca versenkten angeblich regelmäßig massenweise Gold in einem See, der Laguna Guatavita in der Nähe von Bogotá, und ließen ihren Fürsten – über und über mit einer klebrigen Paste aus Lehm und Goldstaub bedeckt – in dem Gewässer baden. Der Ritus sollte die Götter gnädig stimmen. Aus ihm entstand die Legende von El Dorado, dem Goldenen.
Die Eroberer wussten natürlich nichts von der spirituellen Bedeutung des Goldes, und die Schönheit der Kunstgegenstände war ihnen egal. Sie raubten, was sie kriegen konnten, schmolzen es zu Barren und verschifften es nach Spanien. Was heute noch in Bogotá oder im ebenfalls sehr eindrucksvollen Goldmuseum von Lima zu sehen ist, ist nur ein Bruchteil der ursprünglichen Pracht. Mit der Ankunft der Spanier endete die Goldhandwerkstradition Lateinamerikas abrupt.
Heute wird in Kolumbien immer noch Gold gefördert. Zwar ist es lange nicht so viel wie in China, Australien, Russland oder den USA – aber die Wirtschaftskrise, die den Goldpreis bis vor zweieinhalb Jahren in zuvor nie geahnte Höhen trieb, hat auch in Kolumbien das Goldfieber neu angefacht. Ein großer Teil der hiesigen Bodenschätze wird von multinationalen Konzernen in großem Maßstab ausgebeutet. Mit ihren Maschinen graben sie riesige Löcher in die Landschaft und setzen dann Quecksilber oder Zyanid ein, um das Metall aus dem Gestein zu lösen. Zurück bleiben Gift und enorme Abraumhalden.
Aber es gibt Gegeninitiativen: Die Alliance for Responsible Mining zum Beispiel engagiert für ökologisch und sozial verantwortliche Methoden der Förderung. Sie ist auch in Kolumbien aktiv.