Kolumbien hat einen neuen Präsidenten gewählt. Der offizielle Sieger dieser Wahl ist Gustavo Petro (der hier im Spiegel von Jens Glüsing nuanciert porträtiert wird, leider nur mit einem Spiegel-Abo lesbar).
Warum schreibe ich „offizieller Sieger“? Natürlich ist es Petro, der für das Präsidentenamt kandidiert hat und gewählt wurde. Aber ich glaube: Ohne Francia Márquez hätte er es nicht geschafft. Sie hat gemeinsam mit Petro kandidiert und ist jetzt seine Vizepräsidentin – die Repräsentantin der „Niemande“ Kolumbiens, die nun eine Stimme in der Regierung haben. Sie hat die Menschen vor allem in den ländlichen Regionen, die oft vom Staat vergessen sind und besonders stark unter der Gewalt leiden, mobilisiert.
„Márquez hat unter den Frauen, der LGBTI+-Bevölkerung und den ethnischen Minderheiten, die sich nicht unbedingt durch die Vorschläge von Petro repräsentiert fühlten, viele Stimmen gewonnen. Aber als sie sahen, dass seine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft diese Themen auf ihrer Agenda priorisierte, haben sie sich entschieden, auf die beiden zu setzen.“
Das schreibt die BBC.
Petro und Márquez haben versprochen, den vor sechs Jahren mit der Farc-Guerilla geschlossenen Friedensvertrag ohne Einschränkungen umzusetzen. Damit verknüpft sich viel Hoffnung. Ein großer Anteil der Wählerschaft aber hat gegen die beiden gestimmt. Wie die Stimmung im Land kurz vor der Wahl war, und welche Herausforderungen jetzt auf die neue Regierung zukommen, habe ich vor dem Wahlstag für ZEIT ONLINE aufgeschrieben. Bitte hier entlang.