Am heutigen Montag beginnt eine neue Runde in den Verhandlungen zwischen der FARC und der kolumbianischen Regierung in Havanna. Der Knackpunkt im Moment: Was macht man mit den Drogenlabors und dem Handel? Keine leichte Frage – es geht um ein Mega-Geschäft, das die Profiteure nicht so ohne weiteres aufgeben werden.

Vor einer Woche waren die Verhandlungen noch vertagt worden, weil man in diesem einen zentralen Punkt keine Einigung erzielen konnte. Das heißt freilich nicht, dass es gar keine Annäherung zwischen den Parteien gab: Der kolumbianischen Regierung zufolge vereinbarte man Hilfen für die Bauern, die den Koka-Anbau aufgeben wollen, und ihre Dorfgemeinschaften; und man beschloss Präventionsprogramme gegen die Sucht.

Aber um die Einigung über das Drogenproblem komplett zu machen, fehlt eben noch der Haken hinter dem entscheidenden dritten Punkt: Labors und Handel.

Wie kolumbianische Medien heute berichten, gibt sich die FARC zuversichtlich. Man sei kurz davor, eine Übereinkunft zu schließen, sagten die Sprecher der Guerilla auf einer Pressekonferenz.

Vor einigen Wochen erst hatte die FARC beteuert, nichts mit dem Drogenhandel zu tun zu haben. Die Tageszeitung El Tiempo zitierte die schriftliche Erklärung der Guerilla damals so (eigene Übersetzung):

Weder gehören die Drogentransporte uns, noch sind wir Drogenhändler. Die Tatsache, dass im Valle, im Chocó, in Cauca und Nariño illegale Pflanzen angebaut werden, hat ihre Ursache in einer ungerechten Agrar-Ordnung, die Millionen von Bauern, Indigenen und Afrokolumbianern ins Elend stürzt.

Die kolumbianischen Behörden sehen das anders. Die FARC aber spielten die Anschuldigungen einfach zurück und beschuldigten die Sicherheitsorgane, selbst im Drogengeschäft mitzuspielen. In ihrer Erklärung fragten sie rhetorisch:

Wie ist es möglich, dass so große Drogenlieferungen, die vermutlich aus dem Norden des (Departaments) Cauca stammen, problemlos den massiven und dichten Militärgürtel dieser Region durchqueren können?

Die Verquickungen des Drogenhandels sind undurchschaubar, auch das macht die Verhandlungen so schwierig. Wenn man sich nun aber tatsächlich einigt, bleiben immer noch zwei von fünf Verhandlungskapiteln offen: das Ende des Konflikts – dazu gehört auch die Frage, wie die Justiz mit den Tätern umgeht -, und die Entschädigung der Opfer, inklusive Aufklärung der Taten.

Alle aber, mit denen ich hier in Bogotá über den Friedensprozess spreche, und das gilt für Kirchenleute, Regierungsvertreter genauso wie Opfer des Konflikts, sind sich in einem einig: Kolumbien wird nicht dadurch Frieden finden, dass man in Havanna ein Papier unterschreibt. Versöhnung braucht Zeit, vielleicht über Generationen hinweg. Hier im Blog wird es bald mehr dazu geben.

Und was die ungerechte Verteilung der Ressourcen in der Landwirtschaft betrifft: Diese Grafik zeigt, dass hier in Kolumbien wenige Leute viel Land besitzen, die große Mehrheit aber wenig. Sie stammt aus einer Broschüre der katholischen Kirche, die Vorschläge versammelt, wie der Frieden zu erreichen wäre. In Havanna haben sich Guerilla und Regierung bereits über die zentralen Punkte einer Agrarreform geeinigt. Wie sie in die Praxis umgesetzt werden soll, ist aber noch offen.

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Etwa 90 Prozent der Bevölkerung teilen sich in Kolumbien 20 Prozent des Ackerlandes. Der große Rest – 80 Prozent der Fläche – ist in der Hand einer kleinen Minderheit.