• Archive: Friedensverhandlungen

Kolumbien wählt

Jun 15

Deyanira Rodriguez – lange schwarze Haare, feine Gesichtszüge, offener Blick, Mutter dreier Kinder – ist eine selbstbewusste Frau mit einer harten Geschichte. Einer Geschichte, die in Kolumbien aber nicht ungewöhnlich ist. Millionen andere haben Ähnliches durchgemacht.

Deyanira stammt sie aus der Departement Arauca, im Osten des Landes. Ihre Familie lebte auf dem Land, aber sie wurden von Bewaffneten vertrieben. Mit ihrer Mutter, Geschwistern und zwei Kindern – das dritte war noch nicht geboren – floh Deyanira ins Departement Norte de Santander. Um die Familie durchzubringen, ackerte sie als Hilfsarbeiterin auf dem Bau. Heute hat sie eine neue Familie gegründet. Und sie hatte Glück: Unter den vielen Tausend Vertriebenen der Region gehörte sie zu den wenigen, die für den verlorenen Besitz entschädigt wurden.

Mein Taxifahrer wählt Uribe

Jun 6

Eine Woche ist es noch bis zum entscheidenden Tag der kolumbianischen Präsidentschaftswahlen – und gerade hat sich bestätigt: Es wird ein ganz knappes Rennen. Drei neue Umfragen sehen die beiden Kandidaten Juan Manuel Santos und Óscar Iván Zuluaga mehr oder weniger gleichauf.   

Uribe gewinnt die Wahl

Mai 25

Sieben Uhr abends kolumbianischer Zeit, so gut wie alle Stimmen der Präsidentschaftswahl sind ausgezählt. Das Ergebnis ist überraschend klar: Óscar Iván Zuluaga, Kandidat der Ultrarechten und – als Sprachrohr seines Mentors Álvaro Uribe – erbitterter Gegner des Friedensprozesses, hat gewonnen.

Etwas mehr als 29 Prozent stimmten für Zuluaga, nicht einmal 26 Prozent für Santos. In einer Stichwahl am 15. Juni entscheidet sich, wer von beiden der nächste Präsident Kolumbiens sein wird. Die drei anderen Kandidaten sind raus: Die Konservative Marta Lucía Ramírez und die Linke Clara López mit jeweils etwas mehr als 15 Prozent, der Grüne Enrique Peñalosa mit nur acht Prozent. Ihm hatte man deutlich mehr zugetraut; manche sagen, das schlechte Ergebnis könnte das Ende seiner politischen Karriere sein.

Wahlkampf auf kolumbianisch

Mai 21

Laura Wills Otero ist Politologin an der Universidad de Los Andes in Bogotá. Seit vergangenem Jahr leitet sie dort das Programa Congreso Visible, das sich zum Ziel gesetzt hat, die politische Arbeit des kolumbianischen Parlaments transparenter zu machen.

Auch im gerade laufenden Präsidentschaftswahlkampf hat Wills Otero versucht, die Positionen der Kandidaten dem Volk nahezubringen. Und ist fast daran verzweifelt. Wenige Tage vor dem Wahltermin sagt sie in einem Café im wohlhabenden Norden von Bogotá: „Es gab keine Debatte. Eigentlich ist das unglaublich in einer Demokratie.“

Der amtierende Präsident Juan Manuel Santos hat es bis heute abgelehnt, sich seinen Herausforderen in einer direkten Diskussion zu stellen.

Die FARC geht auf Kokain-Entzug

Mai 17

Das weltweite Kokain-Geschäft bringt pro Jahr einen Umsatz von geschätzt mehr als 80 Milliarden Dollar ein – und ein großer Teil des Stoffs kommt aus Kolumbien. Nur hier, in Peru und Bolivien wird Koka angebaut, und in Kolumbien befinden sich besonders viele Labors, die aus den Kokablättern die begehrte Droge fabrizieren.

Die Kokabauern haben von den Milliarden nichts. Für ein Kilo der Blätter bekommen sie gerade einmal 1,30 Dollar. Bewaffnete Gruppen kontrollieren die Wertschöpfungskette, und oft zahlen sie den Bauern so wenig, wie sie wollen.

Überraschung in Havanna

Mai 16

Heute nachmittag lief in der Redaktion von El Tiempo eine überraschende Meldung über den Ticker: FARC und kolumbianische Regierung einigten sich in ihren Friedensgesprächen auf Kuba unerwartet früh auf ein Abkommen zur Drogenwirtschaft. Damit ist ein weiterer wichtiger Teil der Verhandlungen abgehakt. Eigentlich war geplant, die Gespräche zu diesem Punkt erst am 22. Mai abzuschließen – dass es nun schneller ging, liegt möglicherweise an den nahenden Präsidentschaftswahlen.

Damit sind jetzt drei von fünf Punkten auf der Agenda beschlossen: eine Agrarreform, die politischen Partizipationsrechte der Guerilla als – künftig legale – Opposition, und der Umgang mit dem Drogengeschäft.