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Niemand kommt hier sauber raus

Okt 13
04_Cartel-Land

Crystal-Meth-Köche in der Wüste / Copyright: DCM Filmverleih

Was würdest Du tun, wenn Deine Familie massakriert wird, und niemand hilft? In Mexiko bewaffnen sich die Bürger. Der Film Cartel Land kommt ihnen nah wie keiner zuvor.

Für mitteleuropäische Zuschauer, gewöhnt an strikte Waffenkontrolle und daran, sich gefahrlos in der Öffentlichkeit bewegen zu können, mag der Satz wie ein überstrapaziertes Westernklischee klingen: „Es kommt der Moment, in dem wir entscheiden müssen, wie wir sterben wollen.“ Für den, der ihn in dem Film Cartel Land ausspricht, beschreibt der Satz schlicht die bittere Realität.

Michoacán, ein Bundesstaat im Südwesten Mexikos: Der Arzt José Manuel Mireles hat sich für den Kampf mit der Waffe entschieden. Er wolle nicht abgeschlachtet werden wie Vieh, sagt er. Ein Entkommen aus dem Drogenkrieg seiner Heimat gibt es für ihn ohnehin nicht, so oder so. Mireles ist die Hauptfigur im Dokumentarfilm Cartel Land des New Yorker Regisseurs Matthew Heineman. Ein Jahr lang hat Heineman den Arzt und seine Bürgerwehr, die sich gegen das örtliche Drogenkartell der Tempelritter erhob, mit seiner Kamera begleitet. Herausgekommen ist ein entsetzlicher, beklemmender Einblick in den mexikanischen Drogenkrieg.

Wer weniger Macht hat, verliert

Mai 1

Was macht ein gutes Leben aus? Status im Beruf, genügend Geld für eine schöne Wohnung und regelmäßige Urlaubsreisen? Die Möglichkeit zur Selbstentfaltung oder zum Engagement für andere?  Die eigene Gesundheit, das Wohlergehen von Familie, Nachbarn und Freunden?

Die indigenen Wayúu im Nordosten Kolumbiens brauchen nicht viel materiellen Besitz, um ein aus ihrer Sicht gutes Leben zu führen – aber sie bestehen auf grundlegenden Dingen, die eine kapitalistische Gesellschaft ihnen nicht zu gewähren bereit ist. Auf einen Fluss, um zu fischen. Land, um es zu bebauen; Wasser, um die Felder zu bewässern; und auf einen Wald, um zu jagen und essbare Pflanzen zu sammeln. Doch ihre Heimat befindet sich auf großen Steinkohlereserven. Und die kolumbianische Regierung versteht den Abbau der Kohle – vor allem auch für deutsche Kunden – als wesentliche Antriebskraft für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Es ist ein Konflikt zwischen zwei Weltanschauungen. Wie er ausgeht, ist auch den Bewohnern der deutschen Braunkohlereviere klar.