Camilo, ein Mamo der Arhuaco

Camilo, ein Mamo der Arhuaco

Die Arhuaco leben in der Sierra Nevada de Santa Marta; dort, wo unmittelbar an der kolumbianischen Karibikküste Berge gründen, die sich auf kurzer Distanz bis zu einer Höhe von 5.775 Metern über dem Meer emporschwingen. Oben gibt es Schnee und Gletscher – in den Tropen. Unten gibt es Palmen, Hitze, Bananenstauden und Sandstrände.

Das ewige Gesetz, nach dem die Arhuaco leben: Sorge dafür, dass die Erde nicht aus dem Gleichgewicht gerät! Denn sie ist ein lebendiger Organismus, mit allen Lebewesen, die sie bewohnen. Wer sie verletzt, wer nicht nach den alten Regeln lebt, der schadet allen.

Ihre Kleidung ist Sinnbild dieses Auftrags, denn sie umhüllt die Arhuaco symbolisch mit der Natur, die es zu schützen gilt. Die Mütze steht für die Gletscher (die im Moment schmelzen). Überwurf, Gürtel, Hosen sind Symbol für die Vegetation der Berge. Die Sandalen versinnbildlichen den Übergang ins Meer.

Die Rollenverteilung ist strikt. Zum Beispiel in der Kleidungsproduktion. Die Männer weben, und sie häkeln die Mützen (die nur Männer tragen). Frauen häkeln die Beutel, in denen die Männer unter anderem geröstete Kokablätter und auch sonst alles Wichtige bei sich tragen. Koka ist nur für die Männer, aber den Frauen kommt die wichtige Aufgabe zu, die Blätter zu pflücken.

Camilo

Camilo

Camilo, ein weiser Mann der Arhuaco, hat mich heute an einem ihrer heiligen Orte empfangen und meine Fragen beantwortet. Seine Botschaft an die Weißen: Hört auf, die Umwelt zu zerstören. Sonst geht es mit der Welt zu Ende.

Außerdem wollte Camilo wissen, warum so viele Ausländer Land in der Gegend von Santa Marta kaufen. Wozu? Die Arhuaco selbst nutzen Geld nur im Umgang mit dem Rest der Welt. Für sie selbst, die keinen Privatbesitz kennen, nur das allernötigste von der Erde nehmen und selbst dafür noch einen zeremoniellen Ausgleich leisten, ist Geld nutzlos. Nutzlos und schädlich auch der Privatbesitz von Land. Er führt nur zu weiterem Raubbau.

Um ihre Kultur und Traditionen vor Eindringlingen zu schützen (und die Invasoren, die schon da sind, zurückzudrängen), kaufen die Arhuaco jetzt selbst Land in der Sierra, so gut sie das können.

Eine andere Regel der Arhuaco ist übrigens: Die Dinge wiederholen sich vier Mal im Leben. Ich muss also noch dreimal wiederkommen, sagt Camilo. Jemanden als Vertretung zu schicken gilt nicht.