Ein Lkw lädt Salz auf dem Salar de Uyuni (aufgenommen im Mai 2010)

Ein Lkw lädt Salz auf dem Salar de Uyuni (aufgenommen im Mai 2010)

Bolivien besitzt einen Schatz: Unter dem Salzsee von Uyuni, in der Einöde der Anden, befinden sich enorme Vorkommen von Lithium, eines Stoffes, aus dem unter anderem Batterien für die Elektronik- und die Autoindustrie gemacht werden. Seit Jahren plant die Regierung von Präsident Evo Morales, das Lithium zu fördern – aber möglichst ohne ausländische Beteiligung. Zu groß ist die Sorge, fremde Investoren könnten heimische Ressourcen zum Schaden der Bolivianer ausbeuten, wie schon so oft in der Geschichte.

Jetzt hat ein deutsches Unternehmen den Zuschlag erhalten, am Salzsee eine Fabrik zu bauen. Am Wochenende wurde der Vertrag feierlich in Uyuni unterzeichnet.

Die K-Utec aus Thüringen, das Nachfolgeunternehmen des ehemaligen Kaliforschungsinstituts der DDR, gewann die internationale Ausschreibung gegen ein anderes deutsches und ein Schweizer Unternehmen. Ihr Auftrag: Eine Förderanlage auf dem Salzsee zu planen, die Lithiumkarbonat für Elektroautobatterien liefert. Bolivien zahlt dafür Medienberichten zufolge 4,5 Millionen Euro. Insgesamt will das Land angeblich bis zu 600 Millionen Dollar in die Anlage investieren. Ab 2020 soll die Fabrik am Salzsee das erste Lithiumkarbonat für Batterien produzieren. Irgendwann, das ist die Vision von Präsident Evo Morales, will Bolivien auch die Batterien im eigenen Land herstellen.

Plastikschüsseln in der Pilotfabrik am Salzsee von Uyuni, aufgenommen im Mai 2010

Plastikschüsseln in der Pilotfabrik am Salzsee von Uyuni, aufgenommen im Mai 2010

Vor fünf Jahren waren Boliviens Lithium-Pläne schon einmal groß in den Schlagzeilen. Damals war die Beteiligung ausländischer Investoren noch ein Tabu. Zwar rissen sich Konzerne aus Japan, Korea und Frankreich um das Geschäft, doch Bolivien wollte es alleine schaffen. Dabei besaß das Land weder die nötige Technologie, noch gut ausgebildete Arbeiter und Ingenieure, um sie zu bedienen. Die Pilotfabrik auf dem Salzsee bestand lediglich aus ein paar Baracken, vor denen auf Holzbänken Plastikschüsseln aufgereiht waren, aus denen die Salzlauge verdampfte.  Daneben gab es einen Garten und einen Hühnerstall zur Selbstversorgung, denn jede noch so bescheidene Einkaufsmöglichkeit war weit weg.

Unternehmen im benachbarten Chile waren dem um Jahrzehnte voraus. Dort, in einer Lithiumförderanlage in der Atacamawüste, entstand auch das Header-Foto dieses Blogs. Es zeigt einen Arbeiter, der über ein Verdampfungsbecken voller Salzwasser rudert, um dessen Tiefe zu messen.

Durch den Vertrag mit K-Utec holt Boliviens Regierung sich nun ausländisches Know-How ins Land, behält aber die Kontrolle – die K-Utec ist kein Investor, sondern ein Auftragnehmer. Zugleich wollen die Deutschen auch bolivianische Ingenieure ausbilden. Möglicherweise nicht nur für die Lithium-Fabrik: Die Thüringer Allgemeine berichtet, der deutsche Botschafter in La Paz wolle der Bundeskanzlerin im Herbst, wenn Boliviens Präsident Evo Morales Deutschland besucht, einen Vorschlag zur dualen Ingenieursausbildung in Bolivien unterbreiten. Auch daran wird die die K-Utec wohl beteiligt sein.