Nein, gemeint ist nicht die Goldene Palme. El Abrazo de la Serpiente, ein Film des Kolumbianers Ciro Guerra, hat am Freitag in Cannes den Preis der Quincaine des réalisateurs gewonnen. Die Umarmung der Schlange  heißt das Werk auf deutsch.

El Abrazo de la Serpiente Tráiler Oficial from Ciudad Lunar Producciones on Vimeo.

In seinem Film erzählt Guerra eine Geschichte aus der kolumbianischen Amazonas-Region längst vergangener Zeit. In Kolumbien bedeckt der Regenwald heute noch große Teile des Landes und ist über weite Flächen nahezu unzugänglich. „Für die meisten Kolumbianer ist der Amazonas ein unbekannter Ort“, sagt Guerra. „Wir sind mit dem Rücken zu ihm aufgewachsen.“

Die Umarmung der Schlange erzählt, wie die Weißen den Amazonas entdecken und ausbeuten. Er ist inspiriert von den Tagebüchern zweier Forschungsreisender – einer von ihnen war der Deutsche Theodor Koch-Grünberg –, die den Amazonas vor rund hundert Jahren bereisten. Es geht um die Begegnung der Weißen mit den Indígenas, um Kapitalismus und Kolonialismus.

Obwohl komplett in Schwarz-Weiß gedreht, ist es kein Historienschinken. Guerra nennt den Amazonas im Interview mit der französischen Gala zwar „eine verlorene Welt“. Aber ihm geht es um das gegenwärtige Verhältnis Kolumbiens zum Amazonas-Wald und seinen Bewohnern.

Einer seiner Darsteller ist kolumbianischen Medien zufolge einer der letzten überlebenden Ocaína-Indígenas. „Die Geschichte der Beziehung zwischen Kolumbien und dem Amazonas ist die eines Raubzugs. Es ist leicht, das zu zerstören, was es dort gibt, wenn wir es nicht kennen“, wird Guerra zitiert.

Mal sehen, ob sein Film auch in deutsche Kinos kommt. Seit vergangenen Donnerstag ist er in Kolumbien zu sehen.