In einer Sache scheinen die linken Regierungen Lateinamerikas besonders erfolgreich zu sein: Im Kampf gegen den Hunger.

Heute veröffentlichte die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ihren neuesten Bericht zur Ernährungssicherheit weltweit. Ihre Kernbotschaft: Die Zahl der chronisch Unterernährten sinkt, von mehr als einer Milliarde Menschen zu Beginn der neunziger Jahre auf heute etwas über 800 Millionen. Und das Weltentwicklungsziel, den Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung bis 2015 im Vergleich zu 1990 zu halbieren, ist erreichbar.

Lateinamerika hat in den vergangenen 20 Jahren besonders große Fortschritte gemacht. Dort ist der Anteil der Hungernden seit Beginn der neunziger Jahre von 15,3 Prozent auf 6,1 Prozent gesunken; das Weltentwicklungsziel der Vereinten Nationen ist damit weit übererfüllt. Unter den zehn Ländern der Welt, die den Hunger im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl am stärksten reduzierten, sind Brasilien, Kuba und Venezuela – ausgerechnet ein moderat links regiertes Land und zwei seit langem sozialistisch beherrschte Staaten. Brasiliens viel gelobtes Null-Hunger-Programm war das Vorbild für viele andere Staaten in der Region.

Bolivien wurde im Welternährungsbericht besonders erwähnt: Dafür, dass unter dem (ebenfalls sozialistischen) Aymara-Präsidenten Evo Morales die indigene Bevölkerung mehr und mehr ermächtigt wird, ihr Leben selbst zu bestimmen, dafür, dass die Regierung in dem stark landwirtschaftlich geprägten Land die Kleinbauern stärkt und Schwangere sowie arme Familien mit Kindern gezielt mit Nahrungshilfe unterstützt.

Seit 2009 hat das Recht auf Nahrung in Bolivien Verfassungsrang, und die praktische Politik zur Ernährungssicherheit erreiche sehr viele Menschen, schreibt die FAO. Das Ergebnis: Die Armut ist stark zurückgegangen, und in ihrem Gefolge hat sich die Rate der Hungernden sich fast halbiert. Die chronische Unterernährung unter Kleinkindern fiel von mehr als 40 auf unter 20 Prozent. Das mache Bolivien zu einem Ausnahmefall, schreiben die Fachleute von der FAO.