Eigentlich dürfen deutsche Waffen nicht in Konfliktgebiete verkauft werden. Deutsche Gesetze und EU-Richtlinien untersagen solche Geschäfte, denn die Waffen sollen nicht dazu beitragen, Bürgerkriege zu verlängern; und weder Polizei noch Militär sollen sie nutzen können, um die eigenen Bürger zu unterdrücken.

In der Theorie muss jeder Waffenexport deshalb von den deutschen Behörden genehmigt werden. Für den Export nach Kolumbien – immer noch ein Bürgerkriegsland – seien seit 1993 keine Genehmigungen mehr erteilt worden, erklärt das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Auch das deutsche Waffen über Umwege nach Kolumbien gelangen, sollte ausgeschlossen sein, denn jeder Käufer muss sich verpflichten, von einem Weiterverkauf in Krisengebiete abzusehen. Tut er das nicht, genehmigen die Behörden den Deal nicht.

Trotzdem kaufte die kolumbianische Policía Nacional seit dem Jahr 2006 Pistolen der Marke Sig Sauer über die USA – und ein Teil der Lieferung kam aus deutscher Produktion.

Aufgedeckt haben das die Rechercheure des NDR und der Süddeutschen Zeitung. Offenbar kauften die USA die Pistolen in Deutschland, unterschrieben, die Waffen nicht weiterzuverkaufen, und taten es dann doch. Angeblich wusste Sig Sauer, dass Kolumbien der eigentliche Käufer war. Die Firma bestreitet das, die deutschen Behörden ermitteln.

In Kolumbien war zu jener Zeit der damalige Verteidigungsminister Juan Manuel Santos für den Kauf der Sig Sauer verantwortlich. Er ist heute Präsident, der Fall ist also ziemlich heikel für die kolumbianische Regierung. Jetzt hat sie das US-Verteidigungsministerium gebeten, den Ursprung der Pistolen zu zertifizieren. Mein Text dazu erschien gestern in der Tageszeitung El Tiempo (auf spanisch – hier als pdf.